Buchtipp vom

Catherine Camus (Hrsg.):
„Albert Camus in Bildern und Dokumenten“

„Ein Mensch unter Menschen“. Albert Camus in Bildern und Dokumenten
Camus Olms
Catherine Camus (Hrsg.): „Albert Camus in Bildern und Dokumenten“
Olms Verlag
224 Seiten, 49,95 €

Fünfzig Jahre nach seinem Tod - am 4. Januar 1960 starb Albert Camus, gerade einmal 46 Jahre alt, bei einem Autounfall - diskutiert Frankreich darüber, ob es den Literaturnobelpreisträger, den Philosophen und Schríftsteller Albert Camus ins Panthéon überführen soll. Im kollektiven Gedächtnis der Literatur ist Albert Camus allerdings längst im „Panthéon" als einer der brillantesten und bedeutendsten Autoren und Denker seiner Zeit und über sie hinaus.

Und die Beschäftigung mit ihm soll, darf und wird kein Ende nehmen. Immer hat er uns etwas zu sagen - sei es durch seine großartigen Romane wie „Die Pest", „Der Fremde" „Der Fall" oder „Der erste Mensch", sei es durch seine bedeutenden philososophischen Schriften „Der Mensch in der Revolte" und „Der Mythos des Sisyphos", sei es durch seine Tagebücher und die herrlichen Bücher „Hochzeit des Lichts" und „Heimkehr nach Tipasa".

Ein neuer, ein schöner Anlass, sich erneut Albert lesend und betrachtend zu nähern, ist der fulminante Bildband „Albert Camus - in Bildern und Dokumenten", den seine Tocher Catherine Camus herausgegeben hat. Sie schreibt dazu:
"Meine Kinder und meine Enkelkinder, meine Neffen und meine Großnichte haben ihn nie kennengelernt. Für sie wollte ich alle die Bilder noch einmal durchgehen. Um sein Lachen, seine Unbekümmertheit, seine Großzügigkeit wiederzufinden, um die Begegnung mit diesem aufmerksamen und warmherzigen Menschen noch einmal zu suchen, der mir den Weg ins Leben gewiesen hat. Um zu zeigen, wie Séverine Gaspari einmal geschrieben hat, daß Albert Camus nichts anderes war „als ein Mensch unter Menschen, und der sich vor allem darum bemühte, ein wirklicher Mensch zu sein."
Es ist vor allem der liebende Blick der Tochter, der die Auswahl der wunderbaren Bilder bestimmt hat, die dann jeweils ergänzt werden um prägnante und erläuternde Textpassagen aus dem Werk oder durch Zitate aus Zeugnissen von Weggefährten und Zeitgenossen. In den Kapiteln „Genese. 1913-1936", „Das Erwachen. Die Aktion. 1937-1945", „Die Revolte. 1946-1951" und „Einsam. Solidarisch. 1952-1960" „zeichnet" Catherine Camus in chronologischer Folge das Leben Camus' nach und lässt aufleuchten, was uns schon zu seinen Lebzeiten so begeistert hat.
Louis Guilloux hat einmal - allerdings in anderem Zusammenhang - an den Freund geschrieben hat: „Ich bin ganz und gar in Dein Buch abgetaucht und bin tief bewegt. Es berührt mich, ich gewinne neue Einsichten, und oft bin ich einfach nur aufgewühlt". So geht es auch dem Leser und Betrachter dieses Bandes. Es sind vor allem die privaten Aufmahmen, die Fotografien, die ihn zusammen mit seiner Familie, mit seinen Kindern zeigen, teilweise bisher unveröffentlicht, die bewegen und anrühren. So ein Foto, das 1956 in Paris gemacht wurde, das einen nachdenklichen Camus zeigt und das von folgendem Zitat aus der Kurzerzählung „Jonas oder Der Künstler bei der Arbeit" begleitet wird und das seltsam prophetisch klingt: „In diesem Augenblick brach der Gedanke an den Tod in meinen Alltag ein... Und ich wurde von dem Gedanken gepeinigt, ich könnte keine Zeit mehr haben, um meine Aufgabe zu erfüllen". Bewegend auch die Aufnahmen, die den Dichter zeigen, als er die Nachricht von der Verleihung des Nobelpreises erhalten hat; und natürlich das Unfallfoto. Der Dichter René Char: „Mit ihm, den wir lieben, ist unser Gespräch verstummt, und doch herrscht kein Schweigen".
Kein Schweigen also über Albert Camus. Dieser Band ist ein sehr persönliches Buch der Catherine Camus und zugleich ein bewegendes Zeugnis und Dokument eines bedeutenden Lebens. Die Herausgeberin hat uns nicht nur ihren Vater, sondern auch den Schriftsteller und Philosophen Albert Camus auf sehr schöne Weise nahe gebracht. In der Betrachtung seiner Fotos erkennen wir den „Mensch unter Menschen", in der ausgezeichnete Text- und Zitatenauswahl den Dichter und Denker Albert Camus.

© Günter Nawe


Catherine Camus (Hrsg.):
„Albert Camus in Bildern und Dokumenten“
Olms Verlag, 49,95 €

Catherine Camus (Hrsg.): „Albert Camus in Bildern und Dokumenten“
Olms Verlag, 224 Seiten, 49,95 €

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