Buchtipp vom

Michel Bergmann

Mameleben

Michel Bergmann wurde 1945 als Kind internierter jüdischer Flüchtlinge bei Basel geboren. Aufgewachsen ist er in Frankfurt am Main. In Mameleben erzählt er das Leben seiner Mutter Charlotte, geb. Meinstein (1916-2001).

Entstanden ist eine bewegende Hommage an eine schillernde Frau, an vielen Stellen geschrieben mit der unmittelbaren Betroffenheit des Sohnes. Der Autor schafft das mit Humor, ebenso einfühlsam wie scharfzüngig und erweist sich damit als rechtes Kind seiner jiddischen mame. Eindrücklich schildert er die Konflikte als Nachkomme der Shoah-Generation. Diese Mutter war eine Kämpfernatur und bis zum Ende setzte sich Charlotte gegen Fremdbestimmung zur Wehr.


Ihr Lebenslauf ist ein weiteres Beispiel eines unglaublichen, aber exemplarischen Schicksals von Verfolgten und Überlebenden in Europa zwischen Deutschland und Frankreich. Besonders lebendig zeichnet Michel Bergmann dabei die Nachkriegszeit. Wie schon in seiner Teilacher-Trilogie begegnen wir dem heute nur noch wenig bekannten Milieu der jüdischen Handlungsreisenden, oft Rückkehrer und durch die Nazizeit entwurzelte Existenzen. So wird auch Sozial- und Wirtschaftshistorie überraschend neu erzählt. Damit erinnern die Familiengeschichten an ein vergessenes Kapitel der Bundesrepublik und, natürlich, an die Folgen der Diktatur, die sich nicht verdrängen lassen.


Am 11.05.23 ist Michel Bergmann in der M. Lengfeld’schen Buchhandlung zu Gast. Im Gespräch mit Hajo Steinert wird er Mameleben vorstellen. Anlass ist die deutschlandweite Aktionswoche verbrannt & verbannt. 90 Jahre Bücherverbrennung. Der damals populäre Schriftsteller Jakob Wassermann war ein Verwandter der Familie. Auch seine Bücher wurden 1933 verbrannt.


Hier geht es zum Programm der Aktionswoche: http://el-de-haus-verein.de/events/ .


(M. Kroczek)

Mameleben
Diogenes Verlag, 256 S., 26,- Euro

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