Buchtipp vom

Apuleus

„Merke auf, es wird zu lachen geben.“ Apuleius und der „Goldne Esel“ - unverwüstlich

Apuleius Esel

Ein zum Esel gewordener Mensch muss Rosen verzehren, um wieder zum Menschen zu werden. Welch ein Einfall! Und kaum ein anderer hätte ihn haben können als Apuleius.

Von ihm wissen wir nicht viel. Vermutlich ist der antike Dichter und Schriftsteller um 123 geboren. Er war römischer Bürger. Er hat in Athen vorzugsweise Philosophie studiert, aber auch Dichtkunst: Er habe, heißt es von ihm: „aus den Weinfässern der Musen getrunken“ und „aus dem Krug der Philosophie“.  Er hat einige Werke verfasst, dessen vorzüglichstes wohl Metamorphosen oder Der goldne Esel ist. Es ist eines der bekanntesten Werke der Antike, eines der vergnüglichsten Bücher der Weltliteratur und der einzige vollständig überlieferte lateinische Roman der Antike.

Apuleius erzählt abenteuerliche Geschichten als Rahmenerzählungen und spannende Binnenerzählungen. Am bekanntesten und beliebtesten ist die Erzählung von Amor und Psyche. Sie füllt unter den elf Erzählungen über zwei Bücher - und ist im Vergleich zu den anderen Erzählungen einzig und allein eine Erfindung von Apuleius, was die Sache natürlich besonders interessant macht.

Amor ist ein Gott und Psyche eine Königstochter. Sie ist schön, wird wie die Göttin Venus verehrt, was deren Neid erregt. Venus beauftragt ihren Sohn Amor, dafür zu sorgen, dass Psyche den verächtlichsten Mann heiraten soll, der zu finden ist. Es findet sich keiner. So soll es denn ein Monster sein, das Psyche entführt. Psyche wird „gerettet“, wacht in einem wunderbaren Schloss auf, wo sie ihr Gatte Nacht für Nacht besucht.  Nur nachts, ohne dass sie ihn erkennt und schon gar nicht erkennen darf.

Dass dies schief geht - dafür stehen böswillige Götter. Inzwischen hat sich jedoch Amor selbst in Psyche verliebt. Psyche entkommt den Nachstellungen der Göttin Venus, lernt mit Hilfe gutmeinender Götter ihren Cupido kennen - und am Ende heißt es: „Also ward Psyche feierlich mit Cupido vermählt. Sie genas bald einer Tochter, die in der Sprache der Sterblichen Wollust genannt wird.“

Aber besser als wir die Geschichte nacherzählen können, sollte der Leser das Original in der Übersetzung aus dem Lateinischen von August Rode (1783), von Wilhelm Haupt 1963 überarbeitet, lesen - eine Übersetzung, die man als klassisch und unübertroffen bezeichnen darf. Und das ist möglich und sehr zu empfehlen in der wunderbaren Ausgabe der Anderen Bibliothek, die dieses vergnügliche Buch als 400. Band dieser hervorragenden Edition veröffentlicht hat.

Aber nicht nur diese Geschichte hat Apuleius erzählt. Mehrere andere haben Lucius zum Protagonisten, dessen trauriges Schicksal es ist, durch Unachtsamkeit der Dienerin Photis, „die am Kochherd ein Talent und im Bett echt ein Vulkan ist“, zum Grautier zu werden. Und als solches erlebt er unzählige Abenteuer von „Pfeffer und Glanz“. Manche frivole Geschichte wie die vom „Liebhaber im Fass“ erinnert an den späteren Boccaccio (und nicht nur er ist von Apuleius inspiriert worden). Und so reiht sich ein Abenteuer an das andere und der „goldne Esel“ hat Mühe an die Rosen zu kommen, durch die er wieder zu Lucius werden wird. Merke auf. Es wird zu lachen geben!

Unsere Begeisterung über dieses Buch und unsere Freude an ihm ist schier grenzenlos. Und sie wird gewiss noch dadurch größer, dass wir mit dem Herausgeber der Anderen Bibliothek Christian Döring am 12. Juni 2018, 19:30 Uhr, in der Lengfeld’schen Buchhandlung den Verlag und den Jubiläumsband – aus dem Helge Heynold lesen wird – feiern dürfen.

© Günter Nawe

Apuleius, Metamorphosen oder Der goldne Esel. Die Andere Bibliothek, 420 S., 42,- €

Apuleius Esel

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